Unser Sternsinger Projekt



Änderungen im Sternsingerprojekt der St. Michael-Gemeinde/Ibbenbüren


Der Vorbereitungskreis der nächsten Sternsingeraktion will im kommenden Jahr den gesammelten Erlös für die allgemeine Sammlung des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“ zur Verfügung stellen. 


 Bisher wurde über mehr als dreißig Jahre das von Pater Airton geründete Projekt „Fundacao Terra“ – Stiftung Erde Arcoverde/Brasilien unterstützt. Das Projekt hat sich, begonnen am Rande einer Müllkippe, in den Jahren erfolgreich entwickelt mit der Entstehung vieler sozialen Einrichtungen, wie es sich auch durch persönliche Besuche aus Deutschland dargestellt hat.


Über private Kontakte in Brasilien erhielten wir die Nachricht, dass Pater Airton schwerer Missbrauch vorgeworfen wird und in Kenntnisnahme der Zeitungsberichte über seine Verhaftung hat sich das Vorbereitungsteam St. Michael an das Kindermissionswerk gewandt, um eine weitere Vorgehensweise abzusprechen. 


Das Kindermissionswerk hatte bereits Kenntnis von der Anklage und hat bestätigt, dass es Schritte unternommen hat: „Der zuständige Länderreferent ist seit dem Bekanntwerden des Verdachts gegen P. Airton in Kommunikation mit den Projektverantwortlichen der Fundacao Terra und mit dem zuständigen Bischof, Dom José Luiz Ferreira Salles C.Ss.R. Der Bischof hat P. Airton von seinen priesterlichen Diensten suspendiert und ein kanonisches Verfahren im Vatikan gegen ihn eingeleitet. 


Es gibt enge personelle Verquickungen zwischen dem Institut „Servos de Deus“, in dessen Kontext die zur Anzeige gebrachten Vorfälle stattfanden und der Stiftung Fundacao Terra. Diese Verbindungen gehen weit über die Person von P. Airton hinaus. Deshalb kann das KMW im Moment keine Projektgelder an P 21c auszahlen. 


Zuerst muss sichergestellt werden, dass der Kinderschutz im vom Kindermissionswerk geförderten Schulprojekt gewährleistet ist. Deshalb wird das Kindermissionswerk eine Evaluierung (Bewertung, Beurteilung) des Kinderschutzes in diesem Projekt in die Wege leiten. 


Erst wenn das Ergebnis dieser Evaluierung vorliegt, wird über die weitere Zusammenarbeit zwischen dem KMW und diesem Projektpartner entschieden. (Nach dem derzeitigen Kenntnisstand handelt es sich bei den Betroffenen um Erwachsene)


Bis das Ergebnis der Evaluierung vorliegt, ist eine offizielle Stellungnahme seitens des Kindermissionswerks ‚Die Sternsinger‘ nicht möglich.“


Das Sternsingerteam St. Michael ist mit dem Kindermissionswerk konform, von der Sachlage abhängig zu machen, ob eine weitere Unterstützung des Projektes möglich ist und solange diese einzustellen. Um von vornherein Transparenz zu schaffen, sollen aber alle Mitwirkende, insbesondere die Schule, der Kindergarten, die Gremien, die Gemeinde und die Ev. Gemeinde Matthäus und schließlich die Öffentlichkeit informiert werden. 


Diese Klarheit soll auch verhindern, dass später die Kinder während der Aktion verunsichert oder evtl. angefeindet werden. Im nächsten Jahr soll für die Sternsingeraktion 2024 in Amazonien geworben Werden! 

                                             

Viele Jahre haben wir für das Projekt Pater Airton im Nordosten von Brasilien Arcoverde Spenden gesammelt, um die Not der Kinder dort zu lindern. Sie lebten in der Müllstraße und ernährten sich von dem was andere weggeschmissen haben. Das ist vereinzelt auch heute noch so, doch es konnte schon viel geholfen werden. Das Geld wurde in die Wasserversorgung zum Bau von Brunnen aber auch für die Bildung und den Bau von Häusern verwendet, so dass wir uns gefragt haben ist unsere Hilfe dort überhaupt noch nötig. Wir haben uns mit der Organisation Fundacao Terra in Verbindung gesetzt und wurden überzeugt, dass es auf jeden Fall nötig ist dort weiter zu helfen um nicht die bestehenden Projekte( Bildung, Häuserbau, Krankenstationen) dort nicht zu gefährden, da sie auch weiterhin auf unsere Unterstützung angewiesen sind.

 

Mittwoch 13. Februar 2019

Leonie Göcke erzählt von ihrem Besuch in Arcoverde                               

 

Arcoverde – eine Kleinstadt im Bundesstaat Pernambuco im Nordosten Brasiliens, mit einer Einwohnerzahl von etwa 74.000 Einwohnern.

 

1984 gründete Pater Airton in Arcoverde ein Projekt, um die Situation in der „Rua do Lixo“, bekannt als „die Müllstraße“, zu verbessern. Später entstand daraus die Spendenorganisation „Fundacao Terra“ („Stiftung Erde“).
Er gab Mitte der 2000er Jahre die Leitung der Stiftung an seinem Bruder Wellington weiter. Das Projekt in Arcoverde wird schon seit vielen Jahren von der St. Michael Gemeinde in Ibbenbüren, im Rahmen der Sternsinger Aktion, unterstützt. Doch wo geht das gesammelte Geld hin und kommt es wirklich an? Während meiner Reise nach Brasilien ergab sich spontan die Gelegenheit, Arcoverde mit Irenaldo, einem Brasilianer der fließend Deutsch und Portugiesisch spricht, zu besuchen. Von Recife machten wir uns mit einer 4,5 stündigen Autofahrt auf den Weg, einer langen Landstraße entlang. Mit jedem weiteren Dorf, an dem wir vorbei fuhren, vermehrte sich die dort bestehende Armut. Außerdem wurde die Trockenheit am Straßenrand deutlich erkennbarer. Nachdem Austausch über What’s App haben wir uns mit Wellington (dem Bruder von Pater Airton) bei einer Tankstelle in Arcoverde getroffen und gemeinsam Mittag gegessen, um uns für den bevorstehenden Tag zu stärken.

 

 

Erste Station war das Rehabilitationszentrum in Arcoverde. Die Rehabilitationseinrichtung versorgt Menschen allen Alters, die eine im Voraus ärztliche Bescheinigung erhielten, dass sie dort Anspruch auf eine Behandlung haben. Die Behandlungsfelder beziehen sich auf Menschen mit Einschränkungen im physiologischen und kognitiven Bereich sowie mit dem Sehen und Hören. Hier arbeiten Ärzte, Krankenpfleger und Physiotherapeuten gemeinsam. Wir wurden von einer Ärztin durch die Einrichtung geführt und konnten Fragen stellen. Die Finanzierung dieser Einrichtung wird von der Regierung und nicht von unseren Spendengeldern unterstützt. So ist ein weiterer Ausbau nur mit Absprache der Regierungsmitglieder möglich. Die Therapiemöglichkeiten sind sehr innovativ und die Einrichtung wirkt modern. Hier werden unter anderem auch Kinder betreut, die an dem Zika Virus erkrankt sind. Besonders wenn Schwangere von einer Mücke gestochen werden, die das Virus überträgt, verursacht das häufig schlimme Hirnfehlbildungen, die zum Tode führen können. Gerade unter unhygienischen Bedingung halten sich die gefährlichen Tiere auf und stecken hier im Nordosten viele Menschen damit an.

 

… und weiter geht’s vom Rehabilitationszentrum durch die Stadt Richtung Rua do Lixo, zu der Fundacao Terra Einrichtung

 

Als nächstes sind wir in die Stadt, zu der Müllstraße gefahren, um ein Bild von der aktuellen Lage zu erhalten. Zum Anfang der Straße stehen zwei große Gebäude der Fundacao Terra gegenüber. Zuerst waren wir in einem Tonstudio, wo die Möglichkeit besteht, professionelle Spendenfilme zu entwickeln und zu produzieren. Ein zuständiges Mitglied dort ist ein junger Mann, der früher in der Müllstraße aufgewachsen ist und durch die Fundacao terra den Weg zur Bildung gefunden. Nun kann er als Techniker dort arbeiten. Während Wellington eine Besprechung besuchte, wurde uns ein Film mit deutschem Untertitel gezeigt, welchen wir ebenfalls per Mail zu gesendet bekommen haben.

 

Nach der Besprechung sind wir in den Räumen nebenan gegangen, wo sich mehrere Arbeits- und Büroräume der Fundaco Terra befinden. Dort werden Spendengelder verwaltet, neue Spender angeworben und soziale Medien wie die Internetseite, Instagram oder Facebook gepflegt – die Fundcao Terra passt sich durchaus den modernen Medien an, um auch junge Leute zum Nachdenken anzuregen und ein Stück einer anderen Realität den Menschen weltweit näher bringen zu können.

 

Weiter ging es in die Schule und Kindertagesstätte. Die Pax Christi-Schule besitzt neun Klassenräume, von denen fünf für die erste bis fünfte Schulklasse, die übrigen für den Vorschul- und sonstigen Unterricht genutzt werden. Sie verfügt über einen Sportplatz, einen offenen Sportraum für Kampfkunstunterricht, eine Bibliothek, eine vollständig ausgestattete Küche und einen Speisesaal. In der Schule wird Morgen- und Nachmittagsunterricht gegeben, wozu neben 20 Lehrerinnen eine Direktorin, eine pädagogische Koordinatorin und zwölf administrative Angestellte in der Schule arbeiten. Abends finden die Alphabetisierungskurse für Erwachsene in den Räumen der Schule statt. Als wir dort gewesen sind, haben wir uns eine Karate-Aufführung angeschaut. Die Kinder genießen hier einen hygienischen Standard, es gibt Toiletten, Waschbecken und Seife sowie Anleitung zum richtigen Zähneputzen.

 

 

Anschließend sind wir weiter die Müllstraße entlang gelaufen. Die Hütten, von den Menschen die hier leben, sind sehr klein und entsprechen in keiner Weise einem europäischen Standard. Je weiter wir die „Rua do Lixo“ entlang gelaufen sind, desto mehr wurde die Armut der Menschen erkennbar. Am Straßenrand liegt viel Müll, den Kinder noch immer aufsammeln müssen. Die hygienischen Bedingungen sind sehr schlecht. Zwischen den Müll laufen Hühner, Schweine, spielende Kinder ohne Schuhe und mit Lumpen bekleidet herum. Vorbei gehen gebrechliche, ältere Menschen oder sie schützen sich überwiegend im Schatten vor der heißen Sonne.

 

 

 „Was möchtet ihr gerne einmal werden?“ – eine Frage, die Irenaldo zwei Kindern gestellt hat. Der eine Junge hat den Wunsch Maurer zu werden, sein Freund hatte sich offenbar noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Es scheint sehr wichtig zu sein, dass Kinder sich besonders hier mit dieser Frage auseinandersetzen, damit sie Ziele und Träume haben, für die sie in Zukunft kämpfen können. Denn so viel die Stiftung auch unterstützt, es bleibt ein elementarer Bestandteil, dass die Menschen die dort leben eine Aufgabe haben und wissen, wie sie handeln können. Hier möchte die Fundcao Terra ansetzten. Im Gespräch mit Wellington und Pater Airton, den wir am Abend noch persönlich kennenlernen durften, haben beide den Wunsch geäußert, dass die Menschen dort die Möglichkeit haben sollten, den Zustand ihres Dorfs selbstständig verbessern zu können. Dafür habe die Erziehung der Kinder einen relevanten Einfluss. Durch die Förderung der Eltern soll die Denkweise erweitert werden, sich positiv auf die Erziehung der Kinder und langfristig auch fortschrittlich für Arcoverde auswirken.

 

 

Die nächste Station war der Besuch des Altenheims, das ebenfalls in der „Rua do Lixo“, liegt. Die Kinder, die eine Ausbildung absolviert haben, verlassen häufig Arcoverde, da sie hier keine Zukunft sehen und lassen somit auch ihre Eltern zurück. In diesem Pflegeheim gibt es 21 Plätze, in dem Menschen, die besondere Pflege benötigten, versorgt werden. In einem Raum übernachten bis zu sechs Leute, nach Geschlechtern wird hier nicht getrennt. Die Menschen leiden unter Demenz oder Bettlägerigkeit. Die Umstände sind teilweise sehr prekär, doch eine andere Möglichkeit gibt es nicht und Spendengelder werden hier noch immer dringend benötigt!

 

Später haben wir noch die Vorratskammer der Fundacao Terra besucht. Hier werden Lebensmittel gelagert und mit einem Ablaufdatum beschriftet. Dazu gehören u.a. Tomentensauce, Reis und Spagetti. Neben den Lebensmitteln befindet sich zusätzlich andere Gebrauchsmittel wie Toilettenpapier, Küchenrollen oder Waschmittel. Für die Menschen gibt es hier außerdem die Möglichkeit ihre Wäsche zu waschen, was aber noch durch Spendengelder ausgeweitet werden soll.

 

 

Am Abend sind wir dann zum Klosterort gefahren, wo unter anderem Pater Airton lebt. Er ist ein sehr bekannter Mann in Arcoverde und der Ordensvater dort. Die Klostergegend ist sehr schön und ruhig gelegen, hier sind viele junge Leute, die sich dazu entschlossen haben als Nonne oder Mönch zu leben. Hier wird viel gebetet aber auch Messe gefeiert und gelacht. An dem Abend war ein 19-jähriges Jubiläum. Alle Menschen die uns begegnet sind waren sehr freundlich herzlich und nett. Obwohl sich die Situation im Vergleich zu früher schon verbessert hat, sind die Unterstützung und der Ausbau der verschiedenen Projekte noch dringend mit Spendengeldern erforderlich. Die Verantwortlichen hier sind darauf bedacht, dass das Geld zu den Ärmsten angelangt, zumal es eben auch Mitarbeiter der Stiftung gibt, die früher selbst in schlimmen Verhältnissen groß geworden sind. Die beiden Häuser in der Müllstraße wirken wie zwei große Hoffnungstürme, aber ohne die notwendigen finanziellen Ressourcen, kann es dort nicht weitergehen. Eine gute Organisation ermöglicht auch Arbeitsplätze. Hier in der Fudacao Terra sind die Aufgabenbereiche sehr vielfältig, so ist für jeden was dabei. Mit unseren Spendengeldern verbessern wir die soziale Situation von den Kindern und Familien vor Ort.

 

Zudem gibt es die Möglichkeit zu hospitieren und ein freiwilliges Jahr in Arcoverde zu absolvieren. Dies ist international, auch deutsche Freiwillige haben hier schon zahlreiche Erfahrungen gesammelt.

 

Es war ein Tag mit sehr vielen Eindrücken und Erlebnissen und ich bin davon überzeugt, dass es gut ist hier weiter zu unterstützen.

 


Hier sehen wir Andrea beim essen, vor ihrer Schule und am spielen mit ihren Freunden.